Die Geschichte des TSV Stadtsteinach
Wir schreiben das Jahr 1862 das Stadtsteinacher Vereinsleben war noch nicht so recht erwacht. 1854 hatte sich unsere Schützengesellschaft gegründet, 1859 der Liederkranz Stadtsteinach. Viel mehr gab es nicht. Ein Großteil der Bevölkerung hatte genug damit zu tun, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, das Überleben zu sichern, für Vereine und Freizeitbeschäftigung war nicht viel Raum, im damaligen Arbeitsleben. Um das Jahr 1860 hatte Stadtsteinach etwa 2500 Einwohner, aber ohne die umliegenden Dörfer, diese waren zum damaligen Zeitpunkt noch eigenständig. Der größte Teil der Bevölkerung fand sein Auskommen in der Landwirtschaft. Aber es gab auch Bürgerfamilien- und vor allem Bürgerssöhne – Damen finden wir nicht in den Gründungsunterlagen – die sich zu den turnerischen Gedanken hingezogen fühlten.
In Stadtsteinach wurde der Turnverein als dann im Jahre 1862 ins Leben gerufen. Dies geht aus einer Eingabe an die Stadtverwaltung vom 4. Juli des Jahres 1862 hervor. Diese Eingabe betraf: „die gnädige Abgabe von Holz und eines Turnplatzes betreffend“ „Die nachgenannten ledigen größtentheils Bürgersöhne hätten sich entschlossen, in hiesiger Stadt einen Turn-Verein zu bilden, das mit bei Ausbruch eines Feuers die Häuser der hiesigen Bürger durch die Thandigkeit der Turner, welche sie gewiß an den Tag legen werden, erhalten bleiben“.
Nicht zur eigenen Belustigung, sondern „blos wegen des angeführten Grund“ wollte man einen Verein bilden. Erst an zweiter Stelle steht noch: „damit die Jugend immer mehr gebildet werde, damit auch Stadtsteinach viel kleineren Städten und Märkten nicht mehr wie bisher nachstehe“
Das Turnern an sich wurde damals in Stadtsteinach in der Öffentlichkeit noch als Belustigung angesehen und man hatte wohl Bedenken, Sport als alleiniger Grund reiche nicht aus, um das gewünschte Holz und den Turnplatz von der Stadt zu erhalten. Durch die Kombination von turnerischen Tätigkeiten und öffentlicher Nützlichkeit, dem Feuerlöschen, wollte man dem Anliegen mehr Druck beigeben. Wie genau dieses Spiel ausgegangen ist, kann man nicht mehr nachverfolgen, auf alle Fälle gründete sich der Verein, mit oder ohne städtischem Holz.
Turn-Verein Stadtsteinach 1899
1887 gab es eine erste Satzung für den Verein mit der Präambel, dass der Verein bezweckt „durch gemeinschaftliche Übungen Körper und Geist zu kräftigen, sowie den sittlichen Gesellschafts- und Gemeinsinn zu fördern“. Von Feuerlöschen war nicht mehr die Rede. Das Hauptturnfest fand alljährlich an Pfingsten statt. Dazu gehörte ein festlicher Umzug mit Musik, ein Ballabend, Frühschoppen sowie Turnwettbewerbe.
Bei den Turnfesten in Altenkunstadt und beim Gauturnfest 1909 in Michelau stellte Stadtsteinach Turnriegen und konnte beachtliche Erfolge erzielen.
1914 brachte der erste Weltkrieg das Vereinsleben das erste Mal zum Erliegen. Nach dem Krieg jedoch sammelten sich die Turner wieder und das Vereinsleben ging weiter.
Der Sportplatz an der Jahnalle wurde 1921 errichtet und nach dem damaligen Stadtsteinacher Bezirksamtsmann Jahn, der 1889 den Stadtsteinacher Verschönerungsverein gründete und im selben Jahr das Anlegen eines Promenadenweges zum Steinachthale ankündigte.
Der Turnverein 1862 unter den Idealen von Turnvater Jahn gegründet, „plagte“ sich zwischen 1920 und 1930 mit den Anhängern der „englischen Krankheit“, sprich den Fußballfans herum, bis diese 1930 ihren eigenen Verein, den 1. FC Stadtsteinach gründeten.
Gleichzeitig gab es noch einen dritten Verein in Stadtsteinach, der sich einer sportlichen Betätigung widmete. Den Radfahrverein Concordia Stadtsteinach. Viele Unterlagen gibt es nicht dazu, einige wenige Bilder, die eine stattliche Männerrunde, festlich gekleidet, mit geschmückten Rädern zeigen.
Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges und dem totalen Zusammenbruch im Mai 1945 war natürlich auch in Stadtsteinach nicht spurlos am Vereinsgeschehen vorübergegangen.
Viele treue Mitglieder hatten ihr Leben lassen müssen, andere kehrten krank aus der Gefangenschaft zurück und trotzdem hatten die Mitglieder Simon Baumgärtner, Otto Bauerschmidt, Hans Hümmer, Andreas Söllner und Andreas Reuther für den 26. August 1945 die alten Turn- und Sportanhänger zu einer Versammlung einberufen mit dem Ziele, den Spielbetrieb nach 6jähriger durch den Krieg bedingter Unterbrechung mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung wieder aufzunehmen.
Am 25. 3. 1946 war der erste Spatenstich. Trotz erheblicher Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung konnte das Richtfest am 5. 7. 46 und die Einweihung am 1. September 1946 erfolgen. Spitzenspiel am Einweihungswochenende war das Freundschaftsspiel des FC Stadtsteinach gegen die Mannschaft seines Patenvereines FC Bamberg.
Wie schon beschrieben war der Fußballsport schon immer eine Klasse für sich in Stadtsteinach. War die Geschichte vor dem zweiten Weltkrieg noch von wechselseitigem Misstrauen betrübt, so übernahm der Fußballclub Stadtsteinach die organisatorische Federführung in Stadtsteinach und in einer gemeinsamen Generalversammlung im Juli 1952 schlossen sich der Fußball-Club 1930, der Turnverein 1862 und der Radfahrerverein Concordia Stadtsteinach zu dem heutigen TURN- UND SPORTVEREIN 1862 e.v. zusammen.
Ein einschneidendes Ereignis war dann aber der 11. Oktober 1971, das Sportheim brannte bis auf die Grundmauern ab. Gott sei Dank gab es keine Verletzten oder Tote zu beklagen, doch die Heimstatt war verloren. So wurde in den Jahren 1972 bis 1973 das jetzige Sportheim, Stein auf Stein neu aufgebaut, ein Satteldach erhielt es um die Jahrtausendwende.
Sportheim und Vorstandschaft 70er
Mit dem Sprichwort „Das einzige Beständige ist der Wandel“ kann man die unterschiedlichsten Sportarten beschreiben, die seit der Gründung des Turnvereins Stadtsteinach im Jahr 1862 im und beim TSV Stadtsteinach und seinen Vorgängerorganisationen betrieben wurden. Die Turner der ersten Stunde haben ihre Fortsetzung in den vielfältigen Turn und Gymnastikgruppen des TSV für Jung und Alt gefunden.